Ein Klassenzimmer ist mehr als nur ein Ort zum Lernen. Es kann ein Raum sein, in dem Kinder und Jugendliche sich sicher, gesehen und wertgeschätzt fühlen – oder eben nicht. In einer Zeit, in der psychische Gesundheit, Diversität und soziale Gerechtigkeit immer wichtiger werden, stellt sich die Frage:
Was macht ein Klassenzimmer zu einem „Safe Space“?
Definition: Was ist ein „Safe Space“?
Ein Safe Space ist ein Ort, an dem Menschen ohne Angst vor Ausgrenzung, Mobbing, Diskriminierung oder Bloßstellung sein dürfen, wer sie sind – mit all ihren Stärken, Schwächen, Erfahrungen und Identitäten. In der Schule bedeutet das: emotionale, soziale und kulturelle Sicherheit für alle Schüler*innen.
Was gehört zu einem sicheren Klassenraum?
1. Wertschätzende Haltung der Lehrkraft
- Empathie, Geduld und echtes Interesse an den Schüler*innen
- Keine Abwertung, kein Sarkasmus, keine „Lieblingsschüler*innen“
- Fehlerfreundlichkeit statt Leistungsdruck
„Ich sehe dich. Du bist wichtig. Du darfst hier du selbst sein.“
2. Klare Regeln – gemeinsam gestaltet
- Respektvoller Umgang wird gemeinsam definiert
- Nulltoleranz gegenüber Mobbing, Ausgrenzung oder sexistischen, rassistischen oder homophoben Sprüchen
- Bei Verstößen: Konsequenzen, aber ohne Bloßstellung
Klassenregeln als gemeinsamer Vertrag schaffen Vertrauen.
3. Offene Gesprächskultur
- Raum für Gefühle, Meinungen und Fragen
- Niemand wird ausgelacht, unterbrochen oder bloßgestellt
- Auch „schwierige“ Themen dürfen Platz haben (z. B. Diskriminierung, psychische Gesundheit)
„Hier darf man auch mal sagen: Mir geht’s heute nicht gut.“
4. Diversität sichtbar machen
- Materialien, Bilder, Bücher, Beispiele aus unterschiedlichen Kulturen, Lebensweisen und Identitäten
- Sprache sensibel und inklusiv verwenden
- Verschiedene Perspektiven bewusst einbeziehen
Wenn sich alle irgendwo wiederfinden können, entsteht Zugehörigkeit.
5. Privatsphäre und emotionale Sicherheit
- Niemand muss persönliche Dinge preisgeben
- Lehrer*innen greifen bei Konflikten schützend ein – nicht abwartend oder abwertend
- Rückzugsangebote bei Überforderung (z. B. Pausenkarten, ruhiger Nebenraum)
Schule darf auch Schutzraum sein, nicht nur Leistungsraum.
6. Mitbestimmung ermöglichen
- Schüler*innen dürfen mitgestalten (Methoden, Themen, Feedbackkultur)
- Beteiligung schafft Verantwortung und Zugehörigkeit
Wer mitentscheiden darf, fühlt sich ernst genommen.
Fazit:
Ein Klassenzimmer wird zum Safe Space, wenn Beziehung vor Bewertung steht. Es braucht Respekt, Offenheit, klare Grenzen und gelebte Vielfalt. Ein solcher Raum fördert nicht nur das Lernen, sondern auch das Menschsein – und macht Schule zu einem Ort, an den man gerne zurückkommt.
Wenn du möchtest, kann ich dir auch ein Poster mit Klassenraumregeln, einen Workshop-Entwurf für Schüler*innen oder eine Checkliste für Lehrer*innen zur Selbstreflexion erstellen.