Mobber und Persönlichkeitsstörung – Gibt es einen Zusammenhang?

Mobbing ist kein harmloser Streit – es ist ein systematisches, oft langfristiges Quälen, Ausgrenzen oder Demütigen einer Person. Die Frage stellt sich: Was treibt Menschen dazu, andere gezielt zu verletzen? Haben Mobber womöglich eine Persönlichkeitsstörung? Oder ist ihr Verhalten eher sozial erlernt?

Die Antwort ist vielschichtig – und sie verdient eine differenzierte Betrachtung.


Wer sind Mobber?

Mobber können überall vorkommen: in der Schule, am Arbeitsplatz, im Internet, sogar in Familien. Sie wirken oft selbstbewusst, kontrollierend oder sogar charmant – zumindest nach außen. Doch hinter diesem Verhalten stecken häufig tiefer liegende Ursachen:

  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Neid oder Unsicherheit
  • Wunsch nach Macht oder Kontrolle
  • Gelerntes Verhalten (z. B. aus dem Elternhaus oder der Umgebung)

Nicht jeder Mobber hat eine psychische Störung – aber in manchen Fällen spielen Persönlichkeitsmerkmale oder -störungen durchaus eine Rolle.


Mögliche Persönlichkeitsstörungen bei Mobbern

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

  • Starkes Bedürfnis nach Bewunderung
  • Überlegenheitsgefühl, geringe Empathie
  • Kränkung durch Kritik – Abwertung anderer als „Selbstschutz“
    Mobben kann dazu dienen, das eigene Selbstbild zu stabilisieren.

Antisoziale (dissoziale) Persönlichkeitsstörung

  • Mangel an Mitgefühl und Schuldgefühl
  • Rücksichtslosigkeit, Manipulation
  • Missachtung sozialer Regeln
    Hier kann Mobbing gezielt und ohne Reue betrieben werden.

Passiv-aggressive oder paranoide Muster

  • Misstrauen, Rechthaberei, versteckte Feindseligkeit
    Mobbing zeigt sich hier oft subtil: durch Gerüchte, Ausgrenzung oder Intrigen.

Wichtig: Nicht jeder Mensch mit solchen Persönlichkeitszügen wird automatisch zum Mobber – und nicht jeder Mobber erfüllt die Kriterien einer klinischen Störung. Oft ist es eine Kombination aus Charakter, Umfeld und Auslösern.


Warum ist die Diagnose heikel?

  • Persönlichkeitsstörungen dürfen nur von Fachleuten (Psychiater, Psychologen) diagnostiziert werden.
  • Laien sollten vorsichtig sein, anderen eine „Störung“ zu unterstellen.
  • Es besteht die Gefahr, Mobber damit zu entschuldigen – obwohl ihr Verhalten schädlich bleibt.

Was bedeutet das für den Umgang mit Mobbern?

  • Konfrontation mit klaren Grenzen: Mobbing darf niemals toleriert werden – unabhängig von der Ursache.
  • Strukturen schaffen: In Schule oder Arbeitsplatz klare Regeln und Anlaufstellen etablieren.
  • Hilfe anbieten: Auch Mobber können sich verändern – mit der richtigen Einsicht und Unterstützung.
  • Professionelle Hilfe einbeziehen: Bei Verdacht auf psychische Probleme kann ein Gespräch mit einer Fachkraft sinnvoll sein.

Fazit:

Mobber haben nicht zwangsläufig eine Persönlichkeitsstörung – aber in manchen Fällen können bestimmte Störungen oder Verhaltensmuster eine Rolle spielen. Dennoch bleibt Mobbing ein Verhalten, das Konsequenzen haben muss. Entscheidend ist, dass Opfer geschützt, Strukturen gestärkt und Ursachen verstanden werden – ohne vorschnelle Schuldzuweisungen oder Pathologisierung.


Wenn du möchtest, kann ich dir auch ein Merkblatt für Lehrkräfte oder Arbeitgeber, eine Täter-Opfer-Dynamik-Grafik oder einen Leitfaden zum Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten erstellen.

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