Mobbing – Themen, die selten beleuchtet werden

Wenn über Mobbing gesprochen wird, denken viele sofort an Beleidigungen auf dem Schulhof, Ausgrenzung im Klassenzimmer oder Sticheleien am Arbeitsplatz. Doch Mobbing ist ein vielschichtiges Phänomen – und es gibt Aspekte, die selten im Fokus stehen, aber nicht weniger belastend sind. Hier sind einige wenig beleuchtete Mobbing-Themen, über die wir öfter sprechen sollten:


1. Stillen Ausschluss statt offener Attacken

Nicht jede Form von Mobbing ist laut oder aggressiv. Viele Betroffene erleben soziale Isolation, bei der sie systematisch ignoriert, übergangen oder aus Gruppen ausgeschlossen werden – ganz ohne direkte Beleidigung. Diese stille Form ist besonders heimtückisch, weil sie schwer nachweisbar ist und oft mit dem Satz abgetan wird: „Da bildest du dir was ein.“


2. Mobbing durch Vorgesetzte (Bossing)

Während oft von Kollegenmobbing die Rede ist, bleibt Bossing – also Mobbing durch Chefs – ein Tabuthema. Betroffene werden klein gehalten, systematisch unter Druck gesetzt oder vor anderen bloßgestellt. Die Angst vor Arbeitsplatzverlust macht es schwer, sich zu wehren.


3. Mobbing unter Freunden

Auch im Freundeskreis kann Mobbing stattfinden – etwa durch Manipulation, Gruppenbildung oder subtile Erniedrigungen. Da es im privaten Umfeld geschieht, erkennen viele Betroffene das Verhalten erst spät – oder glauben, es sei „normal unter Freunden“.


4. Mobbing durch Erwachsene gegen Kinder

Oft wird nur von Gleichaltrigen-Mobbing gesprochen. Doch auch Erwachsene können Kinder mobben – etwa durch Abwertung, Spott oder übermäßige Strenge in Schulen, Vereinen oder sogar Familien. Hier verschwimmt die Grenze zwischen Erziehung und Demütigung.


5. Mobbing bei psychisch oder körperlich Erkrankten

Menschen mit sichtbaren oder unsichtbaren Erkrankungen werden nicht selten zur Zielscheibe – sei es durch Mitleid, Misstrauen oder offenen Spott. Besonders schwerwiegend: Das Mobbing trifft sie in einer Phase, in der sie ohnehin geschwächt oder verletzlich sind.


6. Mobbing in queeren oder diversen Kontexten

Trotz wachsendem gesellschaftlichem Bewusstsein erleben LGBTQ+-Personen in Schulen, am Arbeitsplatz oder im Internet häufig Mikroaggressionen oder gezielte Ausgrenzung – oft subtil und schwer greifbar. Viele schweigen aus Angst vor weiteren Angriffen.


7. Sekundäres Cybermobbing

Nicht nur die direkte Zielperson leidet – auch Zuschauende, Freunde oder Familienmitglieder können in Mobbing-Dynamiken hineingezogen werden, etwa durch Shitstorms, Hetze oder Gruppenzwang im Netz. Die psychische Belastung wird dabei häufig übersehen.


8. Täter, die selbst Opfer waren

Ein unangenehmer, aber wichtiger Punkt: Manche Mobber waren früher selbst betroffen – und geben den erlebten Schmerz unbewusst weiter. Das soll ihr Verhalten nicht entschuldigen, zeigt aber, wie wichtig Prävention, Aufklärung und psychische Unterstützung auf allen Seiten ist.


Fazit: Mobbing hat viele Gesichter

Mobbing ist nicht immer offensichtlich. Viele Formen geschehen leise, subtil und unter dem Radar. Gerade deshalb ist es wichtig, auch über die weniger sichtbaren Seiten zu sprechen – um Betroffene zu schützen, Täterverhalten früh zu erkennen und ein wirklich respektvolles Miteinander zu fördern.

Denn manchmal beginnt Veränderung genau dort, wo endlich jemand hinschaut.

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